Silka ist nun seit einem reichlichen Vierteljahr zurück in Deutschland. Sie hat in der Bavaria-Klinik in Kreischa bei Dresden eine liebevolle Aufnahme gefunden.
Silkas Gesundheitszustand hat sich bis jetzt stetig verbessert, sie hat hier in der Klinik Kreischa kein Fieber und keine Entzündungen mehr. Ihre Atmung hat sich stabilisiert. Im Moment ist es noch notwendig, dass sie in der Nacht Unterstützung durch ein kleines Heimbeatmungsgerät erhält, da ihre Lungenmuskulatur erst kräftiger werden muss. Sie hat in Hawaii zu lange nur im Bett gelegen. Wir können mit ihr jeden Tag im Rollstuhl an die Luft gehen. Sie bekommt hier die für sie so notwendigen Therapien. Jetzt sind tagtäglich kleine Fortschritte zu beobachten. Sie fängt an ganz gezielt mit einem Computerprogramm mit Unterstützung der Therapeutin zu arbeiten, und wir hoffen, dass sie es bald mit Hilfe dieses Programms schaffen wird, mit uns und ihrer Umwelt zu kommunizieren.
Aber es wird für sie noch ein langer, harter und steiniger Weg sein, bis sie wieder vollkommen zurück ins Leben finden wird. Sie wird noch sehr lange all unsere Unterstützung und die ihrer Freunde brauchen.
Meine Tochter Silka infizierte sich aufgrund von Unwissenheit Ende 2008 mit einer gefährlichen tropischen Krankheit, mit der sogenannten Rattenlungenwurmkrankheit (Angiostrongulus catonensis). Diese Krankheit ist in Ost- und Südostasien, Philippinen, Australien, Tahiti und auch auf Hawaii verbreitet. Eine Infektion erfolgt über den Schleim der Schnecken, die sich wiederum durch Ratten infiziert haben. Die Schnecken scheiden in ihren Schleim winzige Parasiten aus und die durch den Genuss von Salat oder Obst in den menschlichen Körper gelangen. Dort befallen sie die Nervenbahnen und wandern in das Rückenmark und in das Gehirn des Menschen und verursachen dort starke Entzündungen. Silka ist bereits Ende November mit wahnsinnigen Schmerzen in das Krankenhaus gegangen. Man hat sie dort dreimal abgewiesen. Erst am 6. Dezember ist sie mit Hilfe eines Freundes im Krankenhaus Hilo aufgenommen worden. Sie hat im Krankenhaus Morphin gegen die starken Schmerzen erhalten und jede Menge Antibiotika, da man im Krankenhaus in Hilo nicht erkannte, dass sie sich mit diesen Rattenlungenwurm-Parasiten infiziert hatte.
Diese Krankheit ist hier unter den meisten Menschen nicht bekannt und von staatlicher Seite wurde bisher nichts unternommen, um über diese Krankheit aufzuklären oder Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Erst durch die schwere Erkrankung meiner Tochter hat man hier im Krankenhaus Informationsmaterial ausgelegt und eine Schautafel aufgestellt.
Als sie am 6. Dezember mit wahnsinnigen Schmerzen im Krankenhaus aufgenommen wurde, konnte sie noch laufen und war im Vollbesitz aller ihrer Sinne. Seitdem hat sich ihr Gesundheitszustand ständig verschlechtert. Sie ist von Lähmungen befallen worden, ihre Atmung hat ein paar Tage vor Weihnachten 2008 versagt und am 24.12.08 ist sie ins Koma gefallen. Am 30.12.08 erhielten wir aus Hawaii einen Hilferuf, dass unsere Tochter in Lebensgefahr schwebt. Daraufhin hat man uns sofort einen Flug ermöglicht und wir sind am 1.1.2009 nach Hawaii geflogen. Hier habe ich die schlimmsten Wochen meines Lebens zugebracht, ich hatte manchmal das Gefühl, durch die Hölle zu gehen. Bis Mitte Januar stand noch nicht die endgültige Diagnose ihrer Erkrankung fest, bis dahin hat man alle möglichen Tests mit ihr gemacht, immer wieder ein neues Antibiotika und zusätzlich Prednisolon gegen die Entzündungen. Eine Blutwäsche in Honolulu an drei Tagen hat ihr leider nicht geholfen, man hatte uns damit Hoffnung gemacht, aber ihr Gesundheitszustand hat sich dadurch eher verschlechtert. Ende Januar endlich ein Hoffnungsschimmer, sie hat zum 1. Mal die Augen aufgemacht, ich glaube, sie hat mich erkannt. Endlich wird am 22.1.09 das Antibiotika abgesetzt. Wir schöpfen wieder Hoffnung. Ihre Atmung ist besser geworden. Sie ist noch an der Maschine angeschlossen, aber sie wird nur noch durch etwas zusätzlichen Sauerstoff unterstützt. Sie wird innerhalb des Krankenhauses auf eine andere Station gelegt. Dort plötzlich Lungenentzündung - Versagung der Atmung, kurzer Herzstillstand - wieder Verlegung auf die Intensivstation. Hier wird ihre Atmung wieder von einer Maschine unterstützt.
Es geht wieder aufwärts. Sie reagiert auf Besucher, sie freut sich, lacht sogar manchmal über einen Spaß. Sie fängt an ihre Finger zu bewegen, manchmal die Beine oder die großen Zehen. Wieder Umverlegung am 10.3.09 auf eine andere Station. Am nächsten Tag hat sie hohes Fieber und eine erneute Lungenentzündung sowie eine Blasenentzündung. Sie bekommt wieder dreimal am Tag Antibiotika und die Lungenentzündung ist wieder am Abklingen. Sie erhält hier von seitens des Krankenhauses keinerlei Rehabilitation wie das in Deutschland üblich ist. Das Krankenhaus hier hat keine Erfahrung mit Koma-Patienten, alles was hier zusätzlich getan wird, erfolgt auf Privatinitiative. Wir haben hier viele hilfsbereite Menschen kennen gelernt, die uns unterstützen, aber das reicht nicht aus.
Silkas Weg zurück nach Deutschland und wie es ihr aktuell geht, können Sie im Tagebuch nachlesen.